Mein Leben mit Martha

18. Dezember 2020

INHALT:

Martha ist ordentlich. Sie sortiert gerne Gegenstände, verbrennt ausdauernd Küchenrollenpapiere, weiss, was sie will und hat mit über 50 angefangen zu studieren. Jetzt ist Martha über 80, immer noch klug, schlagfertig und ein wenig speziell. Vielleicht ist sie dement, möglicherweise auch einfach nur anders. Jedenfalls wohnt sie mit der Buchhändlerin Martina zusammen, seit der von beiden Frauen geliebte Heinrich gestorben ist. Es könnte eigentlich gut sein so wie es ist, aber irgendjemand ist ja immer neidisch oder überbesorgt oder einfach nur gemein. Deswegen haben Martina und Martha ganz schön zu kämpfen, ehe sie einigermassen in Frieden im gemeinsamen Zuhause glücklich und sicher sein können.

MEINE MEINUNG:

Martina Bergmann hat einen autobiographischen Roman geschrieben, der so spannend ist, dass ich ihn in einem Zug durchgelesen habe. Die Autorin schreibt sehr humorvoll und direkt und ist dabei gleichermassen klug und witzig wie einfühlsam.

Als gelernte Buchhändlerin konnte ich mich gut in den Beschreibungen ihres Alltags in der Buchhandlung wiederfinden und dachte oft: „Ja, genauso habe ich das auch schon erlebt.“ Und auch die sehr westfälische Art und Weise des Redens und Denkens einiger Figuren im Buch kam mir durchaus bekannt vor.

Das Buch lebt vom besonderen Charme der Hauptperson Martha. In ihrer (nicht allein, aber auch ihrer Erkrankung geschuldeten) direkten und unverstellten Art ist sie einem sofort sympathisch. Man ist sich der Schwere und auch der Belastungen, welche die Diagnose "Alzheimer" für die Betroffenen und deren Nächste bedeutet, durchaus bewusst. Doch der Autorin gelingt es immer wieder, dass man zusammen mit Martha und ihr versucht, die Situation so anzunehmen, wie sie ist - und das Beste daraus zu machen.

FAZIT:

 "Mein Leben mit Martha" bietet einen liebevollen  und lesenswerten Einblick in das Leben von und mit Alzheimer-Menschen. Neben humorvollen und bedrückenden Szenen schildert dieses Buch vor allem eines: Die Würde eines Menschen steht und fällt nicht mit einem intakten Gedächtnis.