29. November 2021
Der von vielen lang ersehnte dritte Band der «Chroniken von Mistle End» von Benedict Mirow ist soeben erschienen. «Der Untergang droht» bildet einen würdigen und fantastischen Abschluss der Erzählung um die beiden rivalisierenden jungen Druiden Cedrik und Crutch.
Am Ende des vorangehenden Bandes 2 hatte Cedrik eine beängstigende Vision: Seine Heimat Mistle End steht in Flammen, dunkle Schattenarmeen kämpfen gegen die guten Bewohner der magischen Welt, und mitten in diesem Inferno fliegt ein Drachenreiter, welcher die unbändige Macht eines uralten Drachen entfesselt hat.
Für Cedrik und seine beiden Freunde Emily und Elliot Golden steht fest, dass es sich dabei um Cedriks erbitterten Gegenspieler Crutch handeln muss, der bereits Dornhexen und Vampire im Kampf gegen Mistle End vereint hat. Deren Ziel ist es, die Herrschaft über die Menschenwelt zu erringen und diese gegebenenfalls auch zu vernichten.
Den Kindern bleibt nur wenig Zeit, weitere Verbündete zu finden, um einerseits ihr Zuhause in den schottischen Highlands zu retten und andererseits den Traum von einem friedlichen Zusammenleben von magischen und nichtmagischen Geschöpfen wahrwerden zu lassen. Gemeinsam machen sie sich darum auf in den Norden, um die Nymphen um Hilfe zu bitten. Cedrik muss zudem seine druidischen Kräfte verbessern und erhofft sich Hilfe von einem alten Druiden, welcher am Steinkreis von Callanish leben soll.
Auf ihrer beschwerlichen Reise begegnen die drei einmal mehr den fantastischsten, liebenswertesten und ebenso auch unglaublich bösartigen magischen Wesen. Sie erhalten Hilfe von kleinen Klabautermännern, freundlichen Brownelbs, Steinriesen, Werwölfen und Zauberinnen und treffen das geheimnisvolle Mädchen Babette, welche in ihren Träumen die Zukunft vorhersehen kann und gegen Ende des Buchs eine sehr endscheidende Rolle bei der Schlacht um Mistle End spielt. Wer den Kampf am Schluss für sich entscheiden kann, möchte ich nicht verraten, doch so viel sei gesagt: Es treten zwei überraschende Wendungen ein, mit denen die Lesenden bestimmt nicht rechnen werden.
MEINE MEINUNG:
«Die Chroniken von Mistle End» gehören für mich zum Schönsten, das ich in diesem Jahr im Bereich fantastisches Kinder- und Jugendbuch gelesen habe. Das liegt zum einen daran, dass alle drei Bände unglaublich spannend und auch lustig geschrieben sind und man nicht aufhören kann, immer weiter zu lesen. Der Hauptgrund ist aber, dass in der Geschichte um Cedrik und seine Freunde so viel Gemüt, Liebe und Sorgfalt stecken, die das Herz erwärmen und einen beim Lesen einfach anrühren und glücklich machen. Der Autor Benedict Mirow sprüht nur so vor Ideen, alle Figuren in dieser Erzählung sind mit viel Phantasie, Originalität und Liebe zum Detail erdacht und beschrieben. Dass der Verfasser durch seine Tätigkeit als Ethnologe und Regisseur über einen weiten Horizont verfügt, ist dem Buch durchaus anzumerken.
Gerne möchte man allen magischen Wesen auch begegnen dürfen, in der Bäckerei der Goldens von den Leckereien naschen, wie Cedrik mit den Tieren und der Natur eins sein und ihre Kräfte zum Guten einsetzen. Vielleicht ist ein wenig davon sogar möglich, denn Mirow zeigt uns, dass Magie überall zu finden ist. In unserer Menschenwelt haben sich die magischen Wesen bloss getarnt, und so könnten wir uns durchaus fragen, ob sich hinter dem riesenhaften, grossen Mann mit Hut und Aktentasche in der Strassenbahn nicht in Wahrheit ein gutmütiger Troll verbirgt. «Die Chroniken von Mistle End» sind zudem ein Plädoyer für den Wert von Freundschaft und für ein friedliches Zusammenleben der unterschiedlichsten Geschöpfe. Der Weg dorthin führt nicht über die Vernichtung des vermeintlich Fremden, sondern über Toleranz und Verständnis. Auch das Böse existiert und soll benannt werden, aber man muss sich davor hüten, selber bösartig zu werden. Das erfordert Mut und Menschen, die an die gleichen Werte glauben und einander unterstützen. Oder um es mit den Worten von Cedriks Vater aus dem Buch zu sagen: «Das Leben hilft denen, die sich für das Leben einsetzen. Vor allem, wenn sie es nicht für sich, sondern für andere tun. Du wirst es schaffen, mein Sohn!» Das ist eine starke Botschaft für Kinder (und Erwachsene).
Ich hoffe sehr, dass Benedict Mirow uns irgendwann noch mit einem weiteren Band beschenken wird, auch wenn Band 3 jetzt der Abschluss der «Chroniken von Mistle End» ist.
Erwähnen möchte ich – natürlich – noch das Buchcover. Die Hardcoverausgabe hat (wie alle Bände der Reihe) einen wunderschönen Schutzumschlag mit einem kreisrunden Ausschnitt in der Mitte. Wenn man diesen entfernt, kommt darunter ein weiteres Gesamtkunstwerk zum Vorschein. Beide sind gestaltet von Max Meinzold, einem der besten Illustratoren, welchen es zurzeit gibt.
FAZIT:
Band 3 «Der Untergang droht» ist ein grossartiger Abschluss der «Chroniken von Mistle End». Einmal mehr sind Lesegenuss und Spannung bis zu einem Ende garantiert, welches noch einige Überraschungen bereithält. Ich empfehle die Reihe allen neugierigen und mutigen Kindern ab 10 Jahren, die Freude an Magie und gehaltvoller Fantasyliteratur haben.
Hier gibt es mehr zu Band 1 & 2 der "Chroniken von Mistle End"
Informationen zum Buch:
Der Untergang droht • Benedict Mirow • Thienemann-Esslinger Verlag • 1. Auflage 2021 • 496 Seiten • ISBN 978-3-18586-8
Kinder-& Jugendbuch ab 10 Jahren
Unbezahlte Werbung:
Herzlichen Dank an den Thienemann - Esslinger Verlag für die kostenlose Zurverfügungstellung des Rezensionsexemplars.