Elektra, die hell Leuchtende

Jennifer Saint


11. November 2022

 

Elektra ist die Tochter des Königspaares von Sparta. Ihre Eltern sind Agamemnon und Klytämnestra. Klytämnestras Schwester ist Helena, welche mit Agamemnons Bruder Menelaos verheiratet ist und dann von dem Trojaner Paris entführt wird. Paris wiederum hat eine Schwester: Kassandra.

Als der Trojanische Krieg ausbricht, machen sich der gehörnte Menelaos und vor allem sein Bruder Agamemnon daran, eine griechische Flotte zu befehligen und gegen Troja zu ziehen. Doch die Schiffsflotte kann nicht lossegeln, weil die Götter keine Winde wehen lassen. Agamemnon bestellt daraufhin seine Frau und seine Tochter Iphigenie unter dem Vorwand, Iphigenie mit Achill verheiraten zu wollen, zu sich. Doch dann wird Klytämnestra Zeugin der Ermordung ihrer Tochter Iphigenie. Ihr eigener Mann und Vater des Kindes opfert sie, um die Götter gnädig und um guten Wind zu bitten.

Fortan sinnt Klytämnestra nur noch auf Rache und vergisst darüber ihre anderen Kinder.

Auch Elektra betrauert den Verlust ihrer Schwester, fühlt sich aber immer noch in Liebe ihrem Vater verbunden und setzt alles daran, ihm Recht zu verschaffen. Im Lauf der Geschichte stellt sie sich gegen ihre Mutter. Und versucht, den Familienfluch, der seit Generationen Väter ihre Kinder und Verwandten töten lässt, auf ihre Weise zu brechen.

Derweil lebt Kassandra in Troja als Priesterin und Seherin. Sie wurde von Apoll auserwählt und nach ihrer Weigerung, sich ihm hinzugeben, von ihm dazu verflucht, dass niemand ihren Visionen Glauben schenken wird. Und so nimmt das Unglück seinen Lauf…

 

Meine Meinung:

Seit meiner Schulzeit liebe ich die griechische Mythologie. Da kommt es mir natürlich sehr entgegen, dass in der letzten Zeit Romane und Neuerzählungen zu diesem Themenkreis gefühlt wie Pilze aus dem Boden schiessen. Mit «Elektra, die hell Leuchtende» legt die Autorin Jennifer Saint einmal mehr eine Nacherzählung des Trojanischen Krieges vor. Eine andere Neuerscheinung dazu habe ich kurz davor gelesen, eine weitere wird folgen. Das (beinahe) Neue an den aktuellen Büchern ist die Erzählperspektive, denn jetzt kommen die Frauen zu Wort, welche sonst neben den strahlenden Helden ja eher im Hintergrund stehen. «Beinahe», denn Christa Wolf, Marion Zimmer Bradley oder Inge Merkel haben Penelope, Kassandra & Co bereits vor über 30 Jahren eine eigene Stimme gegeben. Wer sich ein bisschen in der griechischen Mythologie auskennt, weiss, welches Schicksal die Protagonistinnen erwarten wird. Trotzdem war «Elektra» für mich keineswegs langweilig, sondern ich habe die Lektüre sehr genossen. Das lag zum einen an der sehr schönen Erzählweise der Autorin, welche mich bereits in ihrem ersten Roman über Ariadne sehr angesprochen hat. Zum anderen daran, dass es ihr gelingt, aus dem Trojanischen Krieg eine mitreissende Familiengeschichte zu kreieren. Die drei Hauptfiguren des Buches Elektra, Klytämnestra und Kassandra stehen alle in Beziehung zueinander. Jede dieser Frauen kommt abwechselnd zu Wort und beleuchtet die Ereignisse um die Geschichte von Helena und Paris und dem sich daraus entwickelnden Krieg mit ihren je eigenen Worten, Gedanken und Gefühlen. Ich konnte Kassandras tiefe Verzweiflung spüren, habe mit Klytämnestra beim Tod ihrer geliebten Tochter mitgelitten, verstand die Sehnsucht Elektras nach ihrem heroischen Vater. Wie schon bei Homer wird auch in dieser Neuerzählung einmal mehr deutlich, dass die Menschen im Grunde nur Spielball der Götter sind, die mit ihnen ihren Mutwillen treiben. Jennifer Saints Roman habe ich als eine bewegende, anrührende, spannende und auch informative Nacherzählung gelesen, die ich sehr gerne weiterempfehle. Für Lesende, die sich mit der Mythologie nicht so gut auskennen, könnten die Zusammenhänge anfangs etwas schwierig zu erkennen sein. Weswegen ich mir für diese Art von Romanen immer einen abgedruckten Stammbaum wünschen würde.

 

Fazit:

Der Trojanische Krieg - neu erzählt aus der Sicht von drei Frauen. Empfehlenswert für alle Mythologie-Fans.

5/5


Informationen zum Buch:

 

Elektra, die hell Leuchtende • Jennifer Saint • List Verlag • 1. Auflage 2022 • 368 Seiten • ISBN  978-3471360262

 

Roman

 


Unbezahlte Werbung:

Herzlichen Dank an den List / Ullstein Verlag für die kostenlose Zurverfügungstellung des Rezensionsexemplars.

 

Hinweis: Quelle Bild Autorin: amazon.de