Die Dorflehrerin

Zwischen  Stille und Sturm

Bettina Seidl


16. Januar 2023

 

Wiedersehen mit den Dorfbewohnern von Tannau und mit ihrer Dorflehrerin Antonie Weber. Das im Grossen und Ganzen beschauliche Leben im kleinen Bergdorf ist in der Zwischenzeit durch den ersten Weltkrieg erschüttert worden, in welchen auch Antonies geheime Liebe Sebastian als Soldat eingezogen wurde. Als er unversehrt heimkehrt, findet Antonie sich einmal mehr in dem grossen inneren Zwiespalt wieder, welcher ihr Leben prägt: War die Entscheidung für den Beruf und gegen ein Leben mit Sebastian wirklich richtig? Darf sie ihr Ansehen und die Wertschätzung der Tannauer Bewohner ihr gegenüber wirklich für die Liebe aufs Spiel setzen? Aber was wird dann aus «ihren» Kindern?

Auch das Dorf ist gespalten. Für das Zusammenleben bestimmend werden vor allem die politischen Verhältnisse. 1918 bricht die Novemberrevolution in Bayern aus. Fortan wird in der Gemeinschaft sehr genau unterschieden zwischen Revolutionären und Monarchietreuen. Und doch siegen bei den meisten Bewohnern Pragmatismus und Dorfzusammenhalt über Uneinig- und Engstirnigkeit.

 

Meine Meinung:

Wie schon im ersten Band erleben wir in «Die Dorflehrerin» das Schicksal einer jungen Frau mit, die zwischen Lehrerinnenzölibat und einem Leben als Ehefrau und Mutter wählen muss. Wir begegnen Figuren aus dem ersten Band wieder und erleben, wie aus damaligen Kindern junge Erwachsene geworden sind, die nun in den Berufsalltag eintreten müssen. Gleichzeitig lesen wir, welche politischen und technischen Neuerungen die Zeit unmittelbar nach Ende des ersten Weltkriegs mit sich bringt. Dadurch, dass wir auch wieder Antonies Freundin in München und auf ihrem Lebensweg begleiten dürfen, erhalten wir einen guten Einblick in die damalige Gesellschaft und deren Veränderungen. Eine massgebliche Rolle mit ihrem das ganze Leben der Menschen prägenden Einfluss spielt die katholische Kirche. In Tannau ist es der neue Dorfpfarrer, der an seinen konservativen Erziehungsmethoden (inklusive körperlicher Züchtigung) festhält und sich Antonie damit zur Feindin macht. Immer wieder mischt er sich in den Schulunterricht ein und legt der jungen Frau Steine in den Weg, wo er nur kann. Nicht nur deswegen ist Antonie immer öfter versucht, doch noch in die Ehe mit ihrem Sebastian einzuwilligen.

 

Fazit:

Der Schreibstil ist leicht und gut verständlich, die Charaktere werden liebevoll, sorgfältig und mit viel Anteilnahme geschildert, sodass man sich als Leserin gut und schnell in sie hineinversetzen kann. Band 2 habe ich ebenso gerne wie Band 1 gelesen und empfehle auch ihn gerne weiter.

4/5


Informationen zum Buch:

Die Dorflehrerin 2 • Bettina Seidl • dtv Verlag • 1. Auflage 2022 • 432 Seiten • ISBN 978-3-423-22027-9

 

Roman

 


Unbezahlte Werbung:

Herzlichen Dank an den dtv Verlag für die kostenlose Zurverfügungstellung des Rezensionsexemplars.